Just-Transition-Studie: Die Lausitz kann von den Erfahrungen anderer Kohleregionen lernen

Zerre im Spreetal (Quelle: Wikimedia/Gunter Tschuch, CC BY-SA 4.0.)
Zerre im Spreetal (Quelle: Wikimedia/Gunter Tschuch, CC BY-SA 4.0.)

Die Lausitz steht mit den Herausforderungen des Strukturwandels nicht allein da. Auch andere Regionen mussten und müssen Strategien für die Zeit nach der Kohle entwickeln. Was die Faktoren für eine gelingende und gerechte Transformation sind, wollen das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) und „WindNODE – Das Schaufenster für intelligente Energie aus dem Nordosten Deutschlands“ mit der Just-Transition-Studie herausfinden. Beim Launch der Projektwebsite wurden heute erste Regionalprofile und Informationen zur Studie veröffentlicht.

Wissenschaftler:innen des IKEM führten in den vergangenen Monaten regionale Fallstudien und zahlreiche Stakeholder-Interviews zu Transformationsprozessen auf der ganzen Welt durch. Auf Basis dieser Erkenntnisse sollen allgemeine Erfolgsfaktoren für eine Just Transition (engl. „gerechte Transformation“) bestimmt werden, die später eine Roadmap für die Lausitz bereichern können.

In einem ersten Schritt wurden heute unter www.justtransition.ikem.de Regionalprofile zu Kohleregionen in Griechenland, Frankreich, den USA und Deutschland sowie Informationen zu Ablauf und den Zielen der Studie veröffentlicht. Mit der Homepage wollen IKEM und WindNODE Informationen zum Just-Transition-Konzept anschaulich und allgemeinverständlich aufbereiten und darüber hinaus eine Plattform für den internationalen Austausch zwischen Kohleregionen schaffen.

Ein erster Vergleich der Regionalprofile zeigt, dass sie trotz unterschiedlicher lokaler Umstände vor ähnlichen ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen standen und stehen. Die Regionen, die den Transformationsprozess früh und entschlossen gegangen sind, stehen heute besser da als andere. Beispiele hierfür sind Loos-en-Gohelle in Frankreich und Pueblo, Colorado in den USA. Welche Faktoren hierfür im Einzelnen verantwortlich waren, darüber soll die Studie Aufschluss geben. Finale Ergebnisse werden 2021 erwartet.

Dr. Klaus Freytag, Lausitz-Beauftragter des Landes Brandenburg: „Die Lausitz hat mit dem beschlossenen Strukturstärkungsgesetz die Chance, den nun vor ihr liegenden Strukturwandel proaktiv zu gestalten. Dabei müssen wir die Transformation als einen Prozess verstehen, welcher sich im Zeitverlauf stetig verändern und geprägt sein wird von regionalen Lerneffekten. Erfolgsfaktoren aus anderen Regionen zu identifizieren, trägt dazu bei, zielgerichtete Unterstützungs- und Förderangebote für die Region zu etablieren. Die Ergebnisse eines internationalen Vergleichs erwarten wir daher mit Spannung.“

Simon Schäfer-Stradowsky, Geschäftsführer des IKEM: „Der Kohleausstieg bedeutet für die Lausitz eine Herkulesaufgabe. Mit der Just-Transition-Studie wagen wir einen Blick über den Tellerrand. Er zeigt, dass auch andere vom Kohleabbau geprägte Regionen das erreicht haben, was sich die Lausitz vornimmt. Welche Faktoren dafür entscheidend waren, darüber soll unsere Studie Aufschluss geben. Die Erkenntnisse können in Strategien für Strukturwandelregionen wie die Lausitz einfließen.“

Markus Graebig, Gesamtprojektleiter von WindNODE: „Nicht nur in Deutschland, sondern europa- und weltweit stehen ehemalige Kohleregionen vor tiefgreifenden Umbrüchen. Wir sollten voneinander lernen, uns von Best Practices der Transformation inspirieren lassen, denn die klimapolitische Notwendigkeit der Dekarbonisierung ist zugleich eine industriepolitische Chance der Erneuerung. In diesem Sinne haben IKEM und WindNODE gemeinsam mit Ministerpräsident Woidke am 09.09.2019 die ‚1. Lausitz-Konferenz‘ in Schwarze Pumpe ausgerichtet, an die jetzt unsere Studie anknüpft. Wir wollen die Lausitz zum Gewinner des Strukturwandels machen, zu einer weltweit strahlkräftigen Modellregion für ‚Just Transition‘.“

Hintergrund

Mit der Just-Transition-Studie arbeiten das IKEM und WindNODE an konkreten und praxisorientierten Empfehlungen für Kohleregionen wie die Lausitz. Die Studie verfolgt einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, der verschiedenste Faktoren einbezieht, so zum Beispiel Technologien, Partizipationsformen, Geschäftsmodelle, Policies oder rechtliche Rahmenbedingungen. Im Rahmen der Studie entstehen bis 2021 eine Just-Transition-Toolbox, die Transformationsstrategien bewertet und deren Umsetzbarkeit prüft, eine auf die Lausitz zugeschnittene Energiewende-Roadmap und ein Weißbuch mit Vorschlägen für rechtliche Reformen.

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Das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität ist Deutschlands Klimaschutzinstitut und forscht zu den wichtigsten Fragen der Energie- und Mobilitätswende. Es analysiert, bewertet und entwickelt Strategien zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den Wechselwirkungen zwischen Klimaschutz, Recht, Ökonomie und Politik. Das IKEM ist einer der Hauptinitiatoren der Wasserstoffregion Lausitz.

Mehr Informationen auf www.ikem.de

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WindNODE ist Teil des Förderprogramms „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ (SINTEG) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Es umfasst die sechs ostdeutschen Bundesländer inklusive Berlin und steht unter der Schirmherrschaft der Regierungschefs der teilnehmenden Bundesländer. In WindNODE arbeiten mehr als 70 Partner über vier Jahre lang, von 2017 bis März 2021, gemeinsam an übertragbaren Musterlösungen für das intelligente Energiesystem der Zukunft. WindNODE zeigt ein Netzwerk flexibler Energienutzer, die ihren Stromverbrauch nach dem schwankenden Angebot von Wind- und Sonnenkraftwerken ausrichten können. Ziel ist es, große Mengen erneuerbaren Stroms ins Energiesystem zu integrieren und zugleich die Stromnetze stabil zu halten. Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz ist Koordinator von WindNODE und gemeinsam mit Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie, Energy Saxony, Fraunhofer FOKUS, SIEMENS, Stromnetz Berlin und der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB) Mitglied im siebenköpfigen Lenkungskreis des Verbundprojekts.

Mehr Informationen auf www.windnode.de

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Mit dem Förderprogramm „Schaufenster intelligente Energie – Digitale Agenda für die Energiewende“ (SINTEG) will das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) zeigen, wie die Zukunft der Energieversorgung aussehen kann. Die Idee von SINTEG besteht darin, übertragbare Musterlösungen für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung bei veränderlicher Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien zu entwickeln und zu demonstrieren. Geeignete Lösungen aus den Modellregionen sollen als Vorbild für eine breite Umsetzung in ganz Deutschland und darüber hinaus dienen. In den fünf Schaufensterregionen kooperieren Partner aus der Energiewirtschaft sowie der Informations- und Kommunikationsbranche. Seit 2017 arbeiten mehr als 300 Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Kommunen, Landkreise und Bundesländer gemeinsam an der Umsetzung der Zukunftsvision Energiewende.

Mehr Informationen auf www.sinteg.de

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Ansprechpartner für Presseanfragen:
Adrian Röhrig
Tel. +49 (0)30 408 1870 17
adrian.roehrig@ikem.de

Kontakt

IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.