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Gutachten: Rechtliche Rahmenbedingungen behindern Moorrevitalisierung

Copyright: GMC/Sabine Wichmann
Schilfanbau als eine Form der Paludikultur (Bild: GMC/Sabine Wichmann)

Die landwirtschaftliche Nutzung von nassen Mooren ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Klimawandel. Doch für Landwirte lohnt sich bisher nur die Bewirtschaftung entwässerter Moorböden, die das Klima stark belastet. Grund sind rechtliche Rahmenbedingungen, die keine Anreize zu Wiedervernässung oder nachhaltiger Moornutzung (lat. Paludikultur) bieten. Wenn sich das ändern soll, muss der Gesetzgeber handeln. Zu diesem Ergebnis kommt ein rechtliches Gutachten, dass das IKEM ­ Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität) im Auftrag der Greifswalder Michael Succow Stiftung (Partner im Greifswald Moor Centrum) erstellt hat.

„Nasse Moore sind wichtige Kohlenstoffspeicher, aber trockene Moore emittieren die im Torf gebundenen Treibhausgase,“ erklärt Christina Lechtape, Diplom-Landschaftsökologin und Projektkoordinatorin der Michael Succow Stiftung. „Das Wiedervernässen von trockenen Mooren stoppt die Freisetzung von CO2 und stellt die natürliche Speicherfunktion wieder her. Die Revitalisierung der Moore und die Nutzung wiedervernässter Flächen bilden daher einen wichtigen Baustein im Kampf gegen den Klimawandel.“

Doch die gesetzlichen Rahmenbedingungen bilden Paludikultur derzeitig noch nicht ab und behindern den Wechsel von konventioneller Landwirtschaft zu Paludikultur. „Paludi-Anbaukulturen wie Schilf, Rohrkolben oder Torfmoos sind nach der EU-Agrarförderung in der Regel nicht beihilfefähig und damit wirtschaftlich unattraktiv“, sagt Judith Schäfer, Juristin und Mitverfasserin der Studie. „Dazu hemmen wasser- und naturschutzrechtliche Vorschriften ihren Anbau, denn sie bringen oft langwierige Verwaltungsverfahren oder naturschutzrechtliche Kompensationen mit sich.“ Auch das Verbot des Umbruchs von Grünland, wie zum Beispiel in der landesrechtlichen Regelung von Mecklenburg-Vorpommern, stünde der Paludikultur entgegen, da oft eine Bodenbearbeitung vor der Anpflanzung von Nasskulturen notwendig sei.

„Paludikultur muss endlich als Landwirtschaft anerkannt werden“, fordert Lechtape mit Blick auf die Ergebnisse der Studie. „Ein erster Schritt wären Ausnahmen für das Anpflanzen und die Mahd von Schilf und Rohrkolben beim Grünlandumbruch und Biotopschutz!“

Ansprechpartner für Presseanfragen:
Adrian Röhrig
Tel. +49 (0)30 408 1870 17
adrian.roehrig@ikem.de 

Gutachten: Projektpartner

IKEM
Das IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität besteht seit November 2009 als gemeinnütziges und unabhängiges Forschungsinstitut. Am IKEM forschen rund 50 Wissenschaftler_innen zu den wichtigsten Fragen der Energie- und Mobilitätswende. Der Fokus liegt dabei auf den Wechselwirkungen zwischen Regulatorik, Klimaschutz und Ökonomie.

Michael Succow Stiftung
Die Succow Stiftung wurde 1999 vom Naturschützer, Moorexperten und Träger des Right Livelihood Awards (Alternativer Nobelpreis) Michael Succow gegründet. Sie war damit eine der ersten gemeinnützigen Naturschutzstiftungen in den neuen Bundesländern. In Deutschland wie international ist sie heute vielfältig tätig. Als Partner im Greifswald Moor Centrum treibt sie den Moor- und Klimaschutz voran. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung von Schutzgebieten. Die Stiftung setzt sich für zukunftsfähige Landnutzung ein und fördert wissenschaftlichen Nachwuchs. Zudem entwickelt sie heute 1400 ha eigener Fläche im Sinne des Naturschutzes.