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Erfolgsgeschichten

„Was das IKEM stark macht, ist der Fokus auf Social Empowerment“

In den 12 Jahren seit seiner Gründung hat sich das IKEM von einem wissenschaftlichen Start-Up, das eine Forschungslücke in den Rechtswissenschaften schließen wollte, zu einem internationalen und interdisziplinären Forschungsinstitut entwickelt, das sich auf vielfältige Weise für den Klimaschutz und die Energiewende einsetzt. So viel sich auch verändert hat, einige Konstanten sind geblieben: Anika Nicolaas Ponder war 2010 als Praktikantin die erste Angestellte des IKEM und ist heute Teamleiterin des Teams Nachhaltigkeit und Innovation. Sie blickt zurück auf die Anfänge und Entwicklungen des Instituts, und verrät, was das IKEM für sie so einzigartig macht.

Das IKEM – vom Start-Up zur Schlüsselfigur

Im Klimabereich war das IKEM schon früh ein Vorreiter. „Als wir vor mehr als 10 Jahren angefangen haben, gab es kaum Think Tanks und Organisationen, die sich mit dem Thema Klima- und Energiewende befassten“, beschreibt sie die Akteurslandschaft von damals. Für viele Menschen war der Klimawandel noch ein weit entferntes und abstraktes Thema. Das hat sich in den letzten Jahren geändert, wie die enorme Dynamik von Bewegungen wie Fridays for Future eindrucksvoll zeigt.“ Das vergangene Jahrzehnt hat entscheidend dazu beigetragen, das Thema Klimawandel in den Mainstream zu bringen”, ist die Teamleiterin überzeugt. “Wir konnten beobachten, dass das Bewusstsein für und das Interesse am Klimaschutz gestiegen ist. Das IKEM hat durch seine interdisziplinäre Forschung und sein gesellschaftliches Engagement auch zu dieser Entwicklung beigetragen.”

Nicht nur die Aufmerksamkeit für das Thema, auch das IKEM hat sich in dieser Zeit verändert. Mit einer Handvoll Mitarbeiter:innen sieht ein Institut natürlich anders aus als mit über 60. „Damals brauchten wir keine Teamleitungsstrukturen. Wen hätte man leiten sollen? Ich war selbst das Team“, erinnert sich Nicolaas Ponder. Heute arbeiten am IKEM viele Expert:innen aus verschiedenen Disziplinen zusammen. Wachsen ist ein organischer, iterativer Prozess, „den wir gemeinsam und demokratisch gestalten, damit alle Teil des Diskurses und der Lösung sein können“, sagt sie. Nach vier arbeitsreichen Jahren und mit steigendem Bekanntheitsgrad, ging es dann plötzlich immer schneller: „So funktioniert das in unserem Arbeitsfeld. Mit jedem Projekt, das man erfolgreich umgesetzt hat, kommt eine Referenz hinzu. So wird es immer einfacher neue Projekte zu akquirieren.”

Diese Entwicklungen erlaubten es dem IKEM, sein Leitbild gleichermaßen zu differenzieren und auszuweiten. Heute arbeitet das Institut an Fragen der Energiewende im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft, Recht und Gesellschaft: „Wir sind sehr gut darin, die verschiedenen Facetten dieses Prozesses abzudecken. Rechtliche, aber auch sozioökonomische Perspektiven, technologische und soziale Innovation, Empowerment und Geschlechtergerechtigkeit – all diese Dinge und die Synergien, die sie erzeugen, spielen eine Rolle in unserer Arbeit. Diese interdisziplinäre Perspektive ist einzigartig.“

Baltic InteGrid – ein erfolgreiches Debüt

Für Anika Nicolaas Ponder nahm diese Entwicklung an Fahrt auf, als das IKEM die Leitung des Projekts Baltic InteGrid übernahm und mit seinen Partnern ein Konzept für ein Offshore-Stromnetz in der Ostsee entwickelte. Und das, obwohl es zunächst gar nicht allzu rosig um das Vorhaben stand. In den frühen 2010ern sei Offshore-Windenergie, besonders in der Ostseeregion, noch nicht so verbreitet gewesen wie heute, erinnert sie sich: „Es gab viel Hoffnung, aber auch viel Kritik, sogar aus dem Nachhaltigkeitsspektrum, ob das überhaupt die effizienteste Art sei, die Dinge anzugehen.“ Gleichzeitig hatte allerdings ein weiterer Akteur, die Stiftung Offshore Windenergie, ganz ähnliche Projektpläne. „Entweder mussten wir also gegeneinander antreten oder uns zusammentun. Wir stellten schnell fest, dass wir uns in unseren Fähigkeiten gegenseitig ergänzten – und es hat funktioniert,“ resümiert Nicolaas Ponder: „Der Erfolg hat dem kooperativen Ansatz rechtgegeben.”

„Es hat wirklich Spaß gemacht, zu sehen, wie diese anfangs schwierige und teure neue Technologie im Laufe von nur fünf Jahren den Markt komplett verändert hat“, freut sich die Expertin. Mehrere Projekte wurden ohne Subventionen umgesetzt – etwas, das nur wenige Energietechnologien je geschafft haben.

Nachhaltigkeit und Innovation: Schnittstelle und Sprachrohr

Ursprünglich gegründet, um internationale Projekte wie die jährliche IKEM Academy Energy and Climate zu organisieren, arbeitet Nicolaas Ponders Team heute zu verschiedensten Aspekten der Energiewende – bisweilen auf eine ungewöhnliche Art und Weise. So entstand beispielsweise aus dem Baltic InteGrid Projekt die Idee für ein Energiewende-Malbuch. „Um den Klimawandel zu bekämpfen, müssen wir ihn verstehen, deshalb haben wir das Malbuch entworfen“, sagt Nicolaas Ponder. In Zusammenarbeit mit Ellery Studio und in Eigenregie umgesetzt, wurde das Projekt zu einem der größten Erfolge des IKEM, sogar Alt-Kanzlerin Merkel hatte das Malbuch schon in der Hand.

Die Arbeit des Teams, wie auch des ganzen Instituts, stellt Menschen ins Zentrum und an die Spitze der Energiewende. „Was das IKEM stark macht, ist der Fokus auf Social Empowernment, die direkte Einbindung der Menschen in unsere Projekte. Wir zeigen ihnen, dass sie einen Einfluss auf diese Transformation nehmen können, dass sie eine Rolle dabei spielen und auch die Chance haben, davon zu profitieren“, so Nicolaas Ponder. Vermittlung und Diskurs stärkt den gesellschaftlichen Rückhalt für Energiewendeprojekte, davon ist sie überzeugt.

Die Arbeit des IKEM befördert eine ermutigende, empowernde Sichtweise auf die herkömmliche Darstellung des Klimawandels, indem sie die Energiewende nicht als bloße Verpflichtung, sondern als Chance zur Schaffung einer lebenswerteren Gesellschaft begreift. In einem Artikel im Beam Magazine aus dem Jahr 2019 warnt Nicolaas Ponder, dass die ausschließliche Assoziation von Klimaschutz mit düsteren Bildern „kontraproduktiv sein kann und die Menschen eher dazu bringt, zu resignieren, statt sie zu inspirieren, Teil der Lösung zu werden.“ Sie stellt klar: „Wir können effektivere Botschafter:innen sein, wenn wir die Art und Weise, wie wir über den Klimawandel und die Energiewende sprechen, neu gestalten.

Sonnige Aussichten

Der Zukunft des IKEM und der Energiewende blickt Anika Nicolaas Ponder gespannt entgegen. „Die kommenden Generationen bringen den Wunsch nach Veränderung mit und wir sehen, dass wir die Dinge anders angehen müssen“. Dazu müssen wir allerdings Türen öffnen und das Mikrofon weitergeben. „Wir brauchen vielfältigere Stimmen an Bord. Wenn man aktuell an innovative Lösungen denkt, nutzen wir nur 50 bis 60 Prozent der Gehirnkapazität, die wir haben.“ Eine Ineffizienz, die mit dringenden Problemen nicht vereinbar ist! Für umfassende Probleme bedürfe es ganzheitlicher Lösungen: „Frauen bringen eine größere Vielfalt an Perspektiven in die Entscheidungsfindung ein. So können innovative Lösungen einfacher gefunden werden. Unternehmen mit mehr Frauen in Führungspositionen erzielen in der Regel bessere Ergebnisse, sowohl in Bezug auf den Gewinn als auch auf die Mitarbeiterzufriedenheit.“

Für sie ist das IKEM der Ort, an dem sie diese Ziele umsetzen kann: „Für mich ist das IKEM der perfekte Ort, um die offenen Fragen und den zunehmenden Handlungsdruck beim Klimaschutz endlich anzugehen, denn interdisziplinäres und visuelles Denken ist Teil unserer DNA, genauso wie Gleichberechtigung und Vielfalt. Wir sind auf einem wirklich guten Weg und ich bin gespannt, wohin wir als nächstes gehen werden.“

Kontakt

IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.