Pressemeldung: Forscher und Unternehmer der Region Nord-Ost entwickeln Ideen für die Nutzung von grünem Strom für eine Zero-Emission-Schifffahrt auf der Ostsee

Chrisitan Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung, sieht in dem Forschungsvorhaben CAMPFIRE eine Chance für Mecklenburg-Vorpommern, lokale Wertschöpfung und Akzeptanz für die Energiewende zu steigern

Stralsund, 14.09.2018 , Im Forschungsvorhaben „CAMPFIRE: Brennstoffe aus Wind und Wasser – Energie- und maritime Mobilitätswende in der Region Nord-Ost“ veranstalteten das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität, das Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie sowie die Hochschule Stralsund am 11. September 2018 einen Expertenworkshop im Ozeaneum in Stralsund. Rund 70 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten gemeinsam den Einsatz neuer Technologien für eine maritime Mobilitätswende in der Region Nord-Ost in Mecklenburg-Vorpommern. Der Workshop war ein Höhepunkt auf dem Weg zu einem Forschungsvorhaben, in dem aus lokal erzeugtem Windstrom grüne Energieträger wie Ammoniak und Wasserstoff für die maritime Mobilität produziert werden sollen. In den Antrieben kommen dabei innovative Membrantechnologien aus der Region Nord-Ost zum Einsatz.

„Emissionsfreie Schiffsantriebe bieten eine große Chance für Mecklenburg-Vorpommern: Lokal erzeugter Windstrom wird genutzt, um die Schifffahrt klimafreundlich auszugestalten“, so Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern in seinem Grußwort. „Damit könnten zwei zentrale Wirtschaftsfelder – Erneuerbare Energien und maritime Wirtschaft – mehr Wertschöpfung für die Region und mehr Akzeptanz für die Energiewende bringen.“

Im Verlauf einer fünfjährigen Umsetzungsphase und darüber hinaus bis 2030 sollen in dem Forschungsvorhaben innovative Membrankomponenten den neuen Energietechnologien zum wirtschaftlichen Durchbruch verhelfen. Ferner sollen neuartige Schiffsantriebe entwickelt werden, in denen grüne Energieträger wie Ammoniak und Wasserstoff zum Einsatz kommen. Diese können klimafreundlich aus lokal erzeugtem Windstrom hergestellt werden und bilden einen ersten Pfad für die regionale Sektorenkopplung.

Die Region Nord-Ost rund um die Städte Rostock, Stralsund, Greifswald und Neubrandenburg gehört zu den wichtigsten Zukunftsregionen für eine dekarbonisierte Energieversorgung. „Europaweit arbeiten Unternehmen an einem Netzwerk für Wasserstoffmobilität, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen“, sagte Jorgo Chatzimarkakis, Generalsekretär von Hydrogen Europe, dem europäischen Verband für Wasserstoff und Brennstoffzellen. „Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sich durch eine große Windkapazität aus. Durch seine geographische Lage ist das Bundesland prädestiniert, eine Brücke zwischen Mitteleuropa und den Anrainern an der Ostsee zu schlagen.“

Um das Klima zu schützen, werden auch dringend Ansätze für den maritimen Sektor benötigt. Dieser war 2016 für 3,3 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das entspricht etwa den kompletten Treibhausgasemissionen Deutschlands in einem Jahr. Mit wachsendem Welthandel ist langfristig mit einem deutlichen Wachstum des globalen Seefrachttransports zu rechnen. Parallel dazu wachsen die Treibhausgasemissionen in diesem Sektor. Die Internationale Schifffahrts-Organisation der Vereinten Nationen (IMO) hat im April 2018 daher eine Strategie vorgestellt, die eine Dekarbonisierung des Seeverkehrs bis 2050 anstrebt. Hier setzt das Forschungsvorhaben CAMPFIRE an.

CAMPFIRE: Brennstoffe aus Wind und Wasser – Energie- und maritime Mobilitätswende in der Region Nord-Ost

Insgesamt 26 Bündnispartner, darunter neun klein- und mittelständische Unternehmen, fünf Großunternehmen, sechs Forschungsinstitute und vier Hochschulen sind Teil des Forschungsvorhabens. CAMPFIRE ist eine Initiative des Förderprogramms „WIR! – Wandel durch Innovationen in der Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. „Die Zahl der regionalen Bündnispartner ist stetig gewachsen und zeigt, dass in der Region großes Know-how und innovativer Unternehmergeist für die maritime Mobilitätswende vorhanden ist“, resümiert Dr. Angela Kruth, Projektkoordinatorin am Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. mit Sitz in Greifswald.

Der Expertenworkshop in Stralsund war für die Entwicklung des Projektes ein wichtiger Meilenstein: „Im Zentrum der Veranstaltung stand neben dem fachlichen auch der praktische Austausch über den Einsatz neuer Membrantechnologien und die künftige Ausgestaltung der Energie- und maritimen Mobilitätswende in der Region Nord-Ost“, erklärt Forscherin Kruth. „Während des Workshops wurde deutlich, wie stark der Rückhalt für das Vorhaben in der Region ist.“

Dies bestätigten auch der Oberbürgermeister der Stadt Greifswald, Dr. Stefan Fassbinder, sowie Heino Tanschus, Leiter des Ordnungsamtes und 2. Stellvertreter des Stralsunder Oberbürgermeisters, auf der Veranstaltung im Ozeaneum: „Die Energiewende und eine emissionsfreie Ostsee sind Themen mit hoher Bedeutung für unsere Region“, betonte Fassbinder. Die CAMPFIRE-Forschungsergebnisse können die Hansestädte als Forschungs- und Wirtschaftsstandorte stärken und neue, hoch qualifizierte Arbeitsplätze in der Region schaffen, hofft auch Tanschus.

Weitere Koordinatoren der Campfire Teilvorhaben sind das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität sowie die Hochschule Stralsund mit den Projektleitern Simon Schäfer-Stradowsky und Prof. Johannes Gulden.

Kontakt

Judith Schäfer-GendrischQuelle: IKEM/Jule Halsinger

IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.