Klimaneutraler Schiffsverkehr: Grüner Ammoniak als Energieträger und Kraftstoff der Zukunft

Bislang fehlt der große Wurf, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen. Forscher, Ingenieure und Unternehmer haben jetzt ein Konzept für die Region Nord-Ost erarbeitet, das zwei große Herausforderungen angeht: die dezentrale Speicherung erneuerbarer Energien sowie deren Verwertung im Verkehrssektor. Das IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität setzt gemeinsam mit dem Bündnis CAMPFIRE auf einen innovativen Energieträger, der aus Wind- und Wasserkraft erzeugt werden kann.

In einer siebenmonatigen Konzeptphase entwickelten die 30 CAMPFIRE-Bündnispartner eine klare Vision für die wirtschaftliche Zukunft der Region Nord-Ost. Die Modellregion im Raum Rostock, Stralsund, Greifswald und der Uckermark vereint Forschungsinstitute, Universitäten, Verbände und Unternehmen aus der Energiebranche, der maritimen Wirtschaft sowie der Düngemittelindustrie. Sie besitzt eine herausragende Bedeutung für die Erzeugung erneuerbarer Energien, profitiert wirtschaftlich allerdings nicht in dem Maße von dieser Entwicklung.

Das Bündnis CAMPFIRE hat sich zum Ziel gesetzt, starke wirtschaftliche Impulse zu setzen, die zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und somit zum Aufbau neuer Unternehmen führen. In der beabsichtigten Umsetzungsphase sollen wissenschaftliche und unternehmerische Kompetenzen aus den Bereichen der Dünnschichttechnologien, Hochleistungskatalysatoren, Energiesysteme, dem Schiffsdesign sowie der Rechtspolitik gebündelt werden.

Grüne Energie aus lokal erzeugtem Windstrom

Von zentraler Bedeutung sind die Entwicklung direkter Energiewandlungssysteme sowie die Produktion des grünen Energieträgers Ammoniak (NH3) aus lokal erzeugtem Windstrom. Diese chemische Verbindung von Stickstoff und Wasserstoff ist ein hervorragender Energiespeicher und kann als Treibstoff für neuartige, emissionsfreie Schiffsantriebe dienen – und so die maritime Mobilität revolutionieren. Bislang werden die meisten der weltweit rund 50.000 Handels- und Passagierschiffe von schwefelhaltigem Schweröl angetrieben. Diese gewaltige Flotte ist für über drei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Die Konzeptphase wurde vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP), dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM) sowie der Hochschule Stralsund (HOST) koordiniert. Dr. Angela Kruth, Projektleiterin im INP, hebt die Bedeutung des Vorhabens hervor: „Wir könnten die Wertschöpfung durch erneuerbare Energien vervielfachen, die Wettbewerbsfähigkeit bestehender kleiner und mittelständischer Unternehmen erhöhen und zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen. Davon profitiert die gesamte Region. Bereits in fünf Jahren könnten die ersten Innovationen umgesetzt werden. Bis dahin sind weitere Projekte notwendig, um Schiffsdesign, Antriebe und Sicherheitskonzepte auf den neuen Energieträger zuzuschneiden. „Derzeit entwickeln sich dynamische Märkte. Das CAMPFIRE-Projekt sorgt dafür, dass Deutschland den technologischen Anschluss nicht verpasst“, so Simon Schäfer-Stradowsky, Geschäftsführer des IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität.

IKEM-Projektleiterin Judith Schäfer ergänzt: „Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) hat erstmals Zielvorgaben zur Reduzierung der schiffsbedingten Treibhausgasemissionen definiert, sodass auch diese Branche künftig ihre Emissionen drastisch senken muss. Dort setzt CAMPFIRE an. Durch die neuen Energie- und Antriebskonzepte für die maritime Mobilität wird die Region Nord-Ost zum Vorreiter für die dekarbonisierte Schifffahrt.“

Veröffentlichungen

Projektwebsite: Link

Kontakt

Judith Schäfer-GendrischQuelle: IKEM/Jule Halsinger

IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.