Online workshop

Grünes Ammoniak: unser Schlüssel zur Dekarbonisierung des Ostseeraums

Am 31. März 2023 veranstaltete das IKEM einen interdisziplinären Online-Workshop zur Dekarbonisierung der Ostseeschifffahrt und dem Einsatz alternativer Kraftstoffe im Ostseeraum mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis. Im Mittelpunkt der Diskussion standen insbesondere die rechtlichen Möglichkeiten zur Etablierung von Ammoniak als maritimen Kraftstoff in der Region.

Dr. Kate McKenzie, Geschäftsführerin des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität (IKEM), erinnerte die Teilnehmer:innen an die großen Herausforderungen, vor denen der Ostseeraum steht: „Der Seeverkehr spielt eine entscheidende Rolle für die Wirtschaft der Europäischen Union und ist dabei einer der energieeffizientesten Verkehrsträger. Gleichzeitig ist er aber auch eine große und wachsende Quelle von Treibhausgasemissionen. Um die langfristigen Temperaturziele des Pariser Abkommens einhalten zu können, muss die Schifffahrtsbranche zügig daran arbeiten, diese Emissionen zu reduzieren. Um den Schifffahrtssektor erfolgreich umzugestalten, sind Alternativen zu fossilen Brennstoffen, die in kommerziellem Maßstab verfügbar sind, sowie die notwendige Infrastruktur erforderlich.“

Mariana Moreno Kuhnke, wissenschaftliche Mitarbeiterin am IKEM, fügte hinzu: „Der Ostseeraum hat das Potenzial, mit gutem Beispiel voranzugehen und das erste Meer mit klimafreundlicher Schifffahrt zu sein. Das IKEM hat sich zum Ziel gesetzt, die Region auf diesem Weg zu unterstützen, z.B. indem es die Bestimmungen der Europäischen Union und des deutschen Rechtsrahmens identifiziert, die angepasst oder geändert werden müssen, um die Einführung von alternativen Kraftstoffen zu fördern.“

Der Online-Workshop fand im Rahmen des Projekts Green Baltic Cruising statt, in dem das IKEM untersucht, wie grünes Ammoniak als Kraftstoff für Fähren und Kreuzfahrtschiffe im Ostseeraum etabliert werden kann. Zu Beginn der Veranstaltung gab Judith Schäfer, Leiterin der IKEM-Rechtsabteilung, daher eine Einführung in die aktuellen Forschungsarbeiten des IKEM auf diesem Gebiet.

Thomas Biebig, Abteilungsleiter Strategische Entwicklung bei der ROSTOCK PORT GmbH, gab anschließend einen Einblick in die Vorbereitungen des Rostocker Hafens für das Bunkern von grünem Ammoniak. Zudem stellte er mögliche Bunkerszenarien vor, die ROSTOCK PORT GmbH in einem Hazard Identification (HAZID) Workshop identifizierte. Szilvia Haide, Projektmanagerin bei Flexens (Flexible Energy Solutions), erläuterte die verschiedenen alternativen Kraftstoffe, die derzeit verfügbar sind, den Zeitplan für ihre Einführung und die allgemeinen Hindernisse, die ihrer Einführung entgegenstehen, wie die hohen Kosten und die mangelnde Verfügbarkeit von Kraftstoffen in der Schifffahrt.

Die Rechtsexpert:innen des IKEM, Mariana Moreno Kuhnke, Thomas Painter und Friederike Allolio, gaben anschließend einen tieferen Einblick in die aktuellen internationalen, europäischen und deutschen rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen. Außerdem erläuterten sie die Hindernisse, die der Einführung grüner Ammoniak-Technologien für eine emissionsarme maritime Mobilität in der Ostseeregion im Wege stehen, wie z. B. die Schwierigkeit, auf internationaler Ebene eine Genehmigung für ein mit Ammoniak betriebenes Schiff zu erhalten, oder die derzeitige Gestaltung der Energiesteuer auf europäischer und deutscher Ebene. Diese ermöglichen es, dass bestimmte fossile Brennstoffe, die in der Schifffahrt verwendet werden, von der Energiesteuerpflicht ausgenommen werden.

Schließlich stellte Asbjørn Torvanger, Senior Researcher bei CICERO, seine Forschungen über Wasserstoff für die Schifffahrt in Norwegen und im Ostseeraum vor. „Die Lösung wird nicht ein und derselbe alternative Kraftstoff für alle Anwendungen sein. Wir müssen die vorhandenen Ressourcen klug nutzen und sicherstellen, dass wir die verschiedenen Alternativen dort einsetzen, wo ihr Einsatz am effizientesten ist. Nur so werden wir in der Lage sein, Konflikte zwischen den verschiedenen Wirtschaftssektoren und den verschiedenen Anwendungen alternativer Kraftstoffe zu vermeiden.“

Die Präsentationen bildeten den Auftakt zu einer lebhaften Diskussion, in der die Teilnehmer:innen unterschiedliche Standpunkte zu Ammoniak als Kraftstoff für die Schifffahrt, bestehenden Alternativen zur Dekarbonisierung der Schifffahrt, sowie die Vor- und Nachteile dieser Alternativen austauschten.

Kontakt

IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.