Mobilität im Wandel

Vielfalt, Nachhaltigkeit und interdisziplinäre Lösungsansätze

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Der Fachbereich Mobilität widmet sich den Herausforderungen, die mit der fortschreitenden Digitalisierung und der Entwicklung autonomer Fahrzeuge einhergehen. Weitere Schwerpunkte bilden die Wende hin zur Nutzung alternativer Antriebe und Kraftstoffe für einen Verkehr möglichst ohne Treibhausgasemissionen, innovative Mobilitätskonzepte, die Ausgestaltung nachhaltiger Logistik sowie die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Im Interview spricht Matthias Hartwig, Leiter des Fachbereichs Mobilität am IKEM, über die vielfältigen Ansätze für mehr Klimaschutz im Mobilitätssektor.

Der Themenbereich Mobilität wurde über viele Jahre vom motorisierten Individualverkehr dominiert. Welche Veränderungen nehmt ihr aktuell wahr?

Tatsächlich hat sich der Mobilitätsdiskurs erheblich erweitert und umfasst längst nicht mehr nur das Auto. Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein wird eine größere Bedeutung beigemessen und der öffentliche Nahverkehr steht spätestens mit dem Deutschlandticket im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Zudem beeinflussen digitale Technologien den gesamten Sektor und es werden vermehrt Anstrengungen unternommen, um verschiedene Verkehrsträger nahtlos miteinander zu verbinden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung der aktiven Mobilität, insbesondere des Radverkehrs – hier hat die Vorstellung des Nationalen Radverkehrsplans im Jahr 2021 zuletzt starke Impulse gesetzt. Diese Entwicklungen zeigen, dass wir uns in einer Transformationsphase befinden, in der Mobilität umweltfreundlicher gestaltet wird und sich immer stärker an den Bedürfnissen der Nutzer:innen orientieren muss.

Was bedeutet dieser Wandel für die wissenschaftliche Arbeit des Fachbereichs?

Orchestra: Für eine bessere Vernetzung und Koordinierung öffentlicher Verkehrsmittel trafen sich im Februar 2023 siebzehn internationale Projektpartner am IKEM.
Während wir in der Anfangszeit des IKEM vornehmlich aus einer rechtswissenschaftlichen Perspektive auf Mobilitätsprojekte geschaut haben, haben wir in den letzten Jahren eine ganzheitliche und interdisziplinäre Herangehensweise etabliert. Indem wir Kompetenzen aus verschiedenen Fachdisziplinen wie Recht, Stadtplanung, Geografie, Verkehrs-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften im Team zusammenführen, sind wir in der Lage, die vielschichtigen Fragen rund um die Zukunft der Mobilität zu untersuchen und fundierte Vorschläge für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu erarbeiten.

Welche Themen stehen derzeit im Fokus des Fachbereichs Mobilität?

Elektromobilität, einschließlich elektrischer Straßensysteme für den Straßengüterverkehr, beschäftigt uns schon seit den Anfangszeiten des IKEM. Automatisiertes, autonomes, vernetztes, teleoperiertes Fahren und innovative Verkehrskonzepte kamen 2014 in unseren Fokus und sind seither ein Dauerbrenner.  

In den Projekten AHOI und NoWeL4 vertiefen wir zum Beispiel eine Vielzahl von Forschungsfragen rund um die Zulassung autonomer Fahrzeuge sowie damit zusammenhängende Aspekte der Standardisierung und Haftung, die wir bereits in Vorgängerprojekten wie HEAT und HubChain aufgeworfen haben. Viele dieser Fragen müssen am neuen Rechtsrahmen des Gesetzes zum autonomen Fahren neu beantwortet werden. 

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Mai 2023: Beim Projekttreffen am IKEM sprachen die Mitglieder des MobiRural-Konsortiums über aktuelle Forschungsergebnisse im Vorhaben.

Die Verbesserung des Mobilitätsangebots – gerade im ländlichen Raum – durch eine verbesserte Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger oder Konzepte wie Bürgerbusse und Flottensharing steht im Mittelpunkt von Vorhaben wie MobiRural und EUniS. Projekte wie Orchestra und EDDY drehen sich dagegen um intelligente Verkehrssysteme und damit um die Daten hinter dem Verkehr der Zukunft.

Welchen Beitrag leistet der Fachbereich Mobilität zum Klimaschutz? ​

In USER-CHI arbeitet das IKEM an Konzepten für einen einfachen Zugang zu Ladeinfrastruktur und grenzenloser Elektromobilität in Europa.

Mit unseren Projekten unterstützen wir den Klimaschutz auf vielfältige Weise: In USER-CHI arbeiten wir daran, Elektromobilität zugänglicher und nutzerfreundlicher zu gestaltet. AMELIE2 schafft die Voraussetzungen für die Einführung von Oberleitungs-Lkw als Möglichkeit zur Dekarbonisierung des Güterverkehrs. Während hier direkt Treibhausgase eingespart werden, ist der Klimaschutzbeitrag bei unseren Projekten zum autonomen Fahren eher mittelbar. Nach dem derzeitigen gesetzlichen Ansatz werden autonome Fahrzeuge zunächst nur im ÖPNV eine größere Rolle spielen. Wenn es mit Flotten von autonomen Fahrzeugen auf der „letzten Meile“ gelingt, den ÖPNV attraktiver zu machen, ist das ein echter Erfolg.

Kontakt

IKEM – Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V.